Bildquelle: © Fraunhofer IAO Foto: Elia Schmidt
Über 200 Kommunale Digitallotsen trafen sich Ende Juli zu ihrem ersten Vernetzungsevent in Leinfelden-Echterdingen. Mitgebracht haben sie auch ihre Verwaltungsspitzen, die sich, ebenso wie Innen- und Digitalisierungsminister Thomas Strobl, von der Vielfalt und dem Engagement der qualifizierten Digitallotsen begeistert zeigten.
Digitalisierung ist mehr als nur digitale Verwaltungsleistungen und Breitbandausbau. Vielmehr kommen auch zahlreiche organisationale Herausforderungen auf die Städte, Gemeinde und Landkreise zu. Es entstehen neue Aufgabenzuschnitte, innovative Projekte und insbesondere müssen die Mitarbeitenden unserer Verwaltungen mit dem passenden Handwerkszeug ausgestattet werden, um mit all diesen Veränderungen umzugehen: Erweiterte Kompetenzen braucht das Land! Und genau diese Kompetenzen stehen im Qualifizierungsprogramm „Kommunale Digitallotsen“ im Rahmen der Digitalakademie@bw [1] und unter Federführung von Städtetag, Landkreistag und Gemeindetag Baden-Württemberg im Mittelpunkt. Seit November sind bereits 400 Digitallotsen in der Verwaltungsschule des Gemeindetags und der Verwaltungs- und Wirtschaftsakademie ausgebildet worden.
Dieser Frage stellten sich der Erste Beigeordnete des Gemeindetags, Steffen Jäger, Dr. Alexis von Komorowski, Hauptgeschäftsführer des Landkreistags und Geschäftsführendes Vorstandsmitglied des Städtetags, Gudrun Heute-Bluhm, auf der Bühne. Die Botschaft war eindeutig. Mit der Basisqualifizierung ist ein Grundstein gelegt, jetzt muss es weitergehen. Bei der Konzeption der Aufbauschulung hat man sich daher ganz bewusst an den verschiedenen Bedarfen, fachlichen Hintergründen und Rahmenbedingungen der Kommunalen Digitallotsen orientiert.
Minister Thomas Strobl hat es sich nicht nehmen lassen, beim Vernetzungsevent dabei zu sein und einige der Digitallotsen persönlich kennenzulernen. Im Gespräch mit ihnen zeigte er sich begeistert. Nicht nur von den tollen Projekten, die die Digitallotsen bereits initiiert haben, sondern auch von der Vielfalt und dem Engagement, das sie zeigen.
Neben dem politischen Teil hatten die Digitallotsen die Möglichkeit, an sieben verschiedenen Fachworkshops teilzunehmen. Gemeinsam mit den Partnern der Digitalakademie@bw [1] und weiteren Moderatoren wurden Themen aus der Basisqualifizierung weiter vertieft und erste Informationen zur Aufbauschulung gesammelt werden. 90 Minuten lang beschäftigen sich die Digitallotsen mit der Gestaltung von Cybersichersicherheit (Ministerium für Inneres, Digitalisierung und Migration), Change Management (Johan Scheidner über die Verwaltungsschule des Gemeindetags), Prozessen (ITEOS), der Zusammenarbeit mit der Wirtschaft (Expertenkreis Digitalakademie@bw [1]), Digital Leadership (Führungsakademie), Digitalisierungsstrategien (KIC@bw [2]) und verschiedenen Arten der Beteiligung (Carlo Schöll).
Nicht digital, sondern ganz analog stand ein Speed Dating zum Tagesabschluss auf dem Programm. Denn Digitalisierung lebt von Vernetzung, davon, dass miteinander und voneinander gelernt wird und Herausforderungen gemeinsam mit anderen angegangen werden können.
https://www.youtube.com/watch?v=RvT_iVZNpzQ&feature=youtu.be [4]
https://www.digitalakademie-bw.de/leistungsangebote/kommunaledigitallotsen/ [5]
Foto: Karl-Heinz Laube/Pixelio.de
Die digitale Infrastruktur ist längst zu einem dringenden Grundbedürfnis unserer Wirtschaft geworden. Sowohl große Unternehmen als auch kleinere Handwerks- und Dienstleistungsbetriebe sind auf einen leistungsfähigen und schnellen Internetzugang angewiesen, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Auch für Privathaushalte ist eine zukunftsfähige Anbindung an die Datenautobahn ein bedeutender Faktor, wenn es um die Festlegung des Wohnortes geht. Wer in seiner Kommune kein schnelles Internet anbieten kann, wird sich zukünftig schwer tun, neues Gewerbe anzusiedeln und neue Bürger zu überzeugen.
In der Zielsetzung, wie ein leistungsfähiges Telekommunikationsnetz aussehen sollte, sind sich alle politischen Ebenen einig. Die benötigte Bandbreite ist ausschließlich über Glasfaserleitungen in die einzelnen Haushalte (FTTB-Lösungen) zu erreichen.
Leider sieht die aktuelle Versorgungsstruktur anders aus: In Deutschland sind Anfang 2022 lediglich 6,4 Prozent der Haushalte mit einem Glasfaseranschluss versehen sind. Damit steht Deutschland auf Platz 34 der OECD Liste.
Nach Artikel 87f Grundgesetz hat der Bund im Bereich der Telekommunikation die Zuständigkeit, eine flächendeckend angemessene und ausreichende Dienstleistungen zu gewährleisten.
Angesichts der bundesweiten Bedeutung ist der zukunftsfähige, flächendeckende Ausbau des Telekommunikationsnetzes für den Gemeindetag Baden-Württemberg eine der bedeutendsten Infrastrukturmaßnahmen der Zukunft. Gerade das Flächenland Baden-Württemberg mit seinem breiten Netz an mittelständischen Weltmarktführern ist dringend auf eine leistungsfähige Datenautobahn angewiesen.
Nach unserer Überzeugung braucht es zur Sicherstellung einer solchen Infrastruktur die flächendeckende Gewährleistung von Glasfaseranschlüssen in die einzelnen Haushalte (Fiber To The Building).
Kommune trifft Startup - das Erfolgsformat geht in die zweite Runde Getreue dem Motto "Im Neuen Jahr Neues wagen" startete der Gemeindetag Ende Januar mit einer Neuauflage von GtMEATsStartups ins neue Digitalisierungsjahrzehnt. Beim Brainstorming über kommunale Herausforderungen und die Vorstellung, wie man diese innovativ und kreativ lösen könnte, ist es bei diesem Vernetzungsevent aber nicht geblieben. Es sind erste Matchmakings in Form von Kommunen-Startup-Partnerschaften gelungen, die sich zu konkreten Projekten vor Ort entwickeln könnten. Und wer glaubt, Kommunen seien träge, wenn es um innovative Veranstaltungsformate geht, hat sich schwer getäuscht. Rund 40 Anmeldungen von OberbürgermeisterInnen und BürgermeisterInnen sind kurz nach der Einladung bei der Stabsstelle Digitalisierung des Gemeindetags eingegangen. Die große Resonanz von kommunaler Seite zeigt ganz klar: Die Städte und Gemeinden in Baden-Württemberg sind offen für Neues, neugierig auf Startups und bereit für innovative Lösungsansätze „out of the box“. Das sehen wir beim Gemeindetag natürlich gern und tüfteln schon an weiteren Veranstaltungen des Formats „Kommune trifft Startup“. MEAT - also Fleisch vom Grill gabe es dieses Mal am Ende der Veranstaltung zwar nicht. Aber auch bei Linsen, Spätzle und Saiten ließ sich das eine oder andere Gespräch, das am Nachmittag begonnen hatte, gut vertiefen.
Doch was war an dem Freitagsnachmittag in der Geschäftsstelle des Gemeindetags tatsächlich geboten? Langsam ans Thema Herantasten ging nicht, Gleich zu Beginn mussten die Teilnehmer ihr Startup oder ihre Kommune in nur 60 Sekunden vorstellen. Und obwohl OberbürgermeisterInnen und BürgermeisterInnen in der Regel mehr Redezeit gewohnt sind, schnitten sie bei dieser Speed- Vorstellung nicht schlechter ab als die Startup-Vertreter.
Danach begann schon die intensive Arbeitsphase. Wie finden Kommunen und Startups gemeinsam neue Ideen für zukünftige kommunale Lebenswelten? Für unsere Städte und Gemeinden ist es bereits heute essentiell, sich auf die kommunalen Herausforderungen der Zukunft vorzubereiten. Wer wartet, läuft später Gefahr, nur noch auf Probleme reagieren zu können. Wer irgendwann nur noch damit beschäftigt ist, Brände zu löschen, hat keine Zeit und keinen gedanklichen Freiraum für kreative Ideen. Die teilnehmenden Bürgermeister und Startup-Vertreter diskutierten ihre möglichen Berührungspunkte anhand von vier Leitfragen: - Vor welchen Herausforderungen stehen die Kommunen aktuell? - Wie gehen die Kommunen aktuell diese Herausforderungen an? - Vor welchen Herausforderungen werden die Kommunen im Jahr 2040 stehen? - Inwiefern muss die heutige Herangehensweise der Kommunen angepasst werden, um schon heute den Herausforderungen im Jahr 2040 begegnen zu können?
Welche Themenbereiche für die Kommunen am wichtigsten sind, haben wir vorab bei den TeilnehmerInnen abgefragt. Daraus haben wir vier Themeninseln eingerichtet, an denen die Bereiche "Bauen und Wohnen", "Mobilität und Infrastruktur", "Energie, Umwelt und Klima" sowie "Gesellschaft und Kommunikation" im Mittelpunkt standen. Was dabei an konkreten Ideen herausgekommen ist, stellen wir in der nächsten Ausgabe unserer Verbandszeitschrift "Die Gemeinde/ BWGZ" vor. Die Diskussionen waren jedenfalls sehr intensiv und zum Teil auch kontrovers. Die Palette reichte von der zeitgemäßen Kommunikation mit den Bürgerinnen und Bürgern, über "Carsharing im Ländlichen Raum“ bis hin zur Rolle der Kommunen beim Umgang mit den Herausforderungen des Klimawandels.
Eingestimmt in die Arbeitsphase im World-Café wurden die Teilnehmer von zwei Keynote-Vorträgen. Den Anfang machten Christiane Staab, Bürgermeisterin der Stadt Walldorf, und Dr. Thomas Lindner, Geschäftsführer der InnoWerft Technologie- und Gründerzentrum Walldorf Stiftung GmbH, mit ihrer Keynote „Schluss mit Eintagsfliegen! Wie Startups in Walldorf nachhaltig unterstützt werden“. Im Mittelpunkt des Vortrags stand die Vorstellung der InnoWerft Walldorf, einem von der Stadt Walldorf, dem Land Baden-Württemberg und der SAP getragenen Startup-Zentrum mit Sitz im Walldorfer Gewerbegebiet. Für Christiane Staab gehört die starke Unterstützung des Walldorfer Gemeinderats zu einem der Erfolgsfaktoren für die InnoWerft. Dr. Thomas Lindner stellte fest, dass mit Kommunen und Startups zwei Welten aufeinander prallen. Dieser Zusammenprall von Kulturen resultiere in ähnlichen - wenngleich nicht unüberwindbaren – Herausforderungen, wie sie auch bei der Kooperation zwischen Startups und Mittelstand auftreten.
Zum Abschluss des Nachmittags präsentierte Danilo Jovicic, Gründer und Geschäftsführer des Startups vialytics, die Erfolgsgeschichte seines Unternehmens. Er machte den VertreterInnen der Startups Mut, mit dem Gemeindetag und den Kommunen zu kooperieren. Was für vialytics im Juni 2018 mit einem Workshop für kommunale Zukunftsgestalter unter dem Dach der Zukunftsinitiative „Städte und Gemeinden 4.0-Future communities“ begann, entwickelte sich bis heute zu einem erfolgreichen Geschäftsmodell - mit mehr als 50 kommunalen Kunden aus drei europäischen Ländern. Danilo Jovicic bezeichnete dabei die Unterstützung durch den Gemeindetag als Initialfunken für eine steile Erfolgskurve, wie sie der Traum vieler Startups ist.
Kommunale Digitallotsen starten durch
In Baden-Württembergs Kommunen gibt es demnächst immer mehr Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die ihre Kolleginnen und Kollegen bei der Digitalisierung der Verwaltung unterstützen: Die Kommunalen Digitallotsen. Zu verdanken haben wir das den Kommunalen Landesverbänden. Mit ihrem Gemeinschaftsprojekt, das sie unter dem Dach der „Digitalakademie@bw“ des Landes Baden-Württemberg umsetzen, ebnen sie ihren Mitgliedskommunen innerhalb der Verwaltung den Weg in Richtung digitale Kommune. Ilona Benz von der Stabsstelle Digitalisierung beim Gemeindetag Baden-Württemberg hat das Projekt maßgeblich mitentwickelt. Franz-Reinhard Habbel, Geschäftsführer der KOMMUNAL.HUB, die Städte und Gemeinden bei allen Fragen rund um die Digitalisierung berät, sprach mit Ilona Benz über die Kommunalen Digitallotsen und die digitale Zukunft der Verwaltungen. Das ganze Gespräch können Sie sich auf Video hier auf unserer Homepage ansehen.
Hinter dem Projekt steht die Idee, dass auch die Verwaltungsmitarbeiterinnen und -mitarbeiter auf die Veränderungen in der Arbeitswelt vorbereitet werden müssen, die die Digitalisierung mit sich bringt. Damit diese Transformation gelingt, muss man sie für die Chancen der Digitalisierung begeistern und auf deren Herausforderungen vorbereiten. Beim Multiplikatoren-Programm „Kommunale Digitallotsen“ geht es deshalb darum, digitale Kompetenz und Eigenverantwortung zu stärken und so aus den Kommunen heraus die Digitalisierung auf den Weg zu bringen. Die Ausbildung zum "Kommunalen Digitallotsen" umfasst eine dreitägige Schulung und wird mit Bildungs-Vouchers vom Land gefördert. Als kompetenter und bewährter Ausbildungspartner ist natürlich auch hier u.a. die Verwaltungsschule des Gemeindetags dabei.
Alle Informationen über die Ziele des Programms und die Modalitäten der Ausbildung erhalten Sie auf der Homepage der Digitalakademie@bw [6] .
Titel | Größe | Datum |
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Interview_Kommunale Digitallotsen (26.01.2019) [7] | 104.27 KB | 26.01.2019 |
Links
[1] mailto:Digitalakademie@bw
[2] mailto:KIC@bw
[3] mailto:digitalakademie@bw
[4] https://www.youtube.com/watch?v=RvT_iVZNpzQ&feature=youtu.be
[5] https://www.digitalakademie-bw.de/leistungsangebote/kommunaledigitallotsen/
[6] https://digitalakademie-bw.de/kommunaledigitallotsen/
[7] https://www.gemeindetag-bw.de/system/files/downloads_buch/Interview_Kommunale%20Digitallotsen_26.01.2019_0.pdf